Um knapp 30% übertraf der Güterumschlag 2019 das Ergebnis des Vorjahres. Verantwortlich dafür war in erster Linie der Import von Mineralölerzeugnissen, der um beinahe 60% zunahm. Mit Ausnahme des Bereichs Landwirtschaftliche Erzeugnisse waren in allen Importsegmenten – zum Teil beträchtliche – Steigerungsraten festzustellen. Wieder über die 120’000-TEU (Containereinheiten)-Marke kletterte der schiffseitige Containerverkehr auf Rekordniveau. Zu berücksichtigen ist, dass das Vorjahr 2018 durch eine ausserordentlich lange Niederwasser-Periode geprägt war.
6,1 Mio. t wurden 2019 in den Schweizerischen Rheinhäfen umgeschlagen, was gegenüber den 4,7 Mio. t aus 2018 einem Plus von 29,1% entspricht.
Vergleicht man die einzelnen Monate, so erstaunt nicht, dass die Ergebnisse zwischen August und November des Berichtsjahres um 65% bis 110% über den Monatsresultaten 2018 liegen. Das Rekordniederwasser hatte in der Vergleichszeit in der zweiten Jahreshälfte die Schifffahrt bis auf ein Minimum reduziert. Interessanterweise ist aber auch in der ersten Hälfte 2019 ein deutliches Plus gegenüber der Vergleichszeit des Vorjahres festzustellen. Dabei hatte diese Periode 2018 aufgrund der ausgezeichneten Ergebnisse noch auf neue Rekorde hoffen lassen.
Der mengenmässig grösste Umschlagssektor der Häfen, die Erdölerzeugnisse, verbuchte auch die höchste Steigerungsrate. Der Umschlag 2019 stieg in den „Ölhäfen“ Birsfelden und Muttenz-Auhafen mit 48% und 36% am stärksten. In Kleinhüningen resultierte aber immer noch ein Plus um gut 5%.
Containerverkehr
121’366 TEU wurden 2019 schiffsseitig über die Schweizerischen Rheinhäfen abgewickelt (inkl. 4’607 TEU aus der Baustelle Kesslergrube). Gegenüber den 119’133 TEU aus 2018 entspricht dies einer Steigerung um 1,9%.
Vergleicht man die einzelnen Monate, so resultierte im Januar ein Plus um über 11%, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass gewisse Mengen in der Niederwasserperiode liegen geblieben und nun dem Transport übergeben worden waren. Danach sind aber bis Juli negative Monatsvergleiche festzustellen. Dies dürfte zum einen daran liegen, dass einige Kunden während der Niederwasserzeit Verträge mit anderen Transportträgern geschlossen hatten, die noch einige Monate weiterliefen. Zum anderen war weltweit das wirtschaftliche Umfeld nicht ungetrübt, etwa durch den Handelskonflikt zwischen China und den USA.
Dass es total trotzdem zu einem Plus und zu einem Gesamtergebnis über der 120’000-TEU-Marke reichte, ist auf die Steigerungsraten (respektive die Niederwasser-bedingten schlechten Ergebnisse) in der zweiten Jahreshälfte zurückzuführen. So lag die im November 2019 transportiere Containermenge um über 140% über der Monatsmenge im Vorjahr; im Oktober lag das Plus bei fast 68%.
Die ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zeigen sich exemplarisch im reinen Exportverkehr, also demjenigen mit vollen Containern, der bei 43’038 TEU mit einer Einbusse um 3,3% abschloss. Der reine Importverkehr, mit den einkommenden vollen Containern, nahm bei einem Total von 41’470 TEU um 0,8% leicht zu.
Eine weiterhin grosse Rolle spielt der Verkehr mit leeren Behältern, der zum Ausgleich der Lager in den Binnenhäfen dient. Insgesamt 36’587 TEU wurden leer befördert, was gegenüber 2018 einer Zunahme um über 10% entspricht. Die ankommenden Leercontainer überwiegen mit 22’979 TEU (+13,4%) die abgehenden mit einem Total von 13’609 TEU (+4,6%).
Nimmt man den längerfristigen Vergleich, so ist das 2019er Ergebnis das fünfbeste je erzielte Resultat. Deutlich mehr Container wurden im Rekordjahr 2017 mit 137’529 TEU und im 2016 mit 131’705 TEU erzielt. Die Jahre 2014 (123’494 TEU) und 2015 (124’267 TEU) lagen in etwa auf dem Niveau von 2019. Allerdings waren in diesen Zahlen auch Container mitgezählt worden, die im Hafen vom LKW auf die Bahn umgeladen und exportiert wurden. Dies waren 2014 -2017 im Schnitt jährlich etwa 10’000 TEU. Ab 2018 fanden diese Verkehre im Hafen nicht mehr statt. Nimmt man also nur den wasserseitigen Umschlag, so darf das Ergebnis von 2019 durchaus als neue Rekordmarke gewertet werden. Ob im 2020 neue Höchstwerte erzielt werden können, hängt zum einen von der Weltwirtschaftslage ab, vor allem aber auch davon, ob stabile Wasserstände das Vertrauen der Kunden in die Rheinschifffahrt stärken.
Flüssige Treib- und Brennstoffe
2019 sind knapp 2,8 Mio. t flüssige Treib- und Brennstoffe über die Schweizerischen Rheinhäfen importiert worden. Das ist ziemlich genau 1 Mio. t mehr als im Vorjahr und es entspricht einer Zunahme um nahezu 60%.
Logischerweise liegen die Zuwachsraten im letzten Quartal aufgrund der Niederwasserperiode des Vorjahres am höchsten. Aber auch in absoluten Zahlen können sich Herbst/Winter 2019 mit Ausnahme einer kurzen Baisse im September sehen lassen. Besser mit 2018 vergleichen lassen sich die ersten sechs Monate 2019 – und hier ist ein äusserst starkes Ergebnis zu konstatieren, dies nicht zuletzt, weil die einzige verbleibende Schweizer Raffinerie einen geplanten Stillstand in den Monaten Mai/Juni durchführte. Die Rheinschifffahrt konnte problemlos in die entstandene Lücke springen.
Nach der erwähnten „Baisse“ im September nutzten die Kunden den früh einsetzenden Winter wohl, um die Heizöl-Tanks aufzufüllen. Das Kaufverhalten „je später kaufen, desto besser“ sowie das Warten auf Aktionen der Lieferfirmen gilt heutzutage immer stärker.
Auch wenn der Heizölmarkt die Anstrengungen der Dekarbonisierung und die bereits erlassenen oder noch drohenden gesetzlichen Einschränkungen bei Ölheizungen zu spüren bekommt: Auch im Zeitalter vermehrter Installation von Fernwärme, Wärmetauschern, Erdsonden oder Pelletheizungen wird das Transportgut Mineralölprodukte noch lange beherrschend in den Häfen Birsfelden und Muttenz-Au sein. Daran ändern auch die langsam aufkommenden Elektro- und Hybrid-Autos und die immer verbrauchsärmeren Motoren bei Benzin- und Diesel-Fahrzeugen nichts. Der Anteil der Mineralölprodukte am gesamten Import in den Häfen liegt immer noch bei über 45%.
Die Dekarbonisierung wird aber dafür sorgen, dass es auch langfristig bei nur noch einer schweizerischen Raffinerie, diejenige im neuenburgischen Cressier, bleiben wird. Eine Neueröffnung, etwa als Ersatz für die stillgelegte Anlage im Walliser Colombey, ist nicht in Sicht. Die Rheinschifffahrt und die Rheinhäfen werden die Landesversorgung im Energiebereich damit auch weiterhin zu einem guten Teil gewährleisten.
Die kurzfristige Prognose ist auch hier stark von der Entwicklung der Wasserstände abhängig. Dazu kommt die Anzahl der sogenannten Heiztage: Je kälter der Winter, desto schneller sinken die Füllstände der Öltanks und steigen die Einfuhren.
Landwirtschaftliche Erzeugnisse / Nahrungs- und Futtermittel
Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse schlossen im 4. Quartal auf Vorjahresniveau ab. Berücksichtigt man in der Betrachtung jedoch die extreme Niederwassersituation des Vorjahres und der daraus resultierende Mengenrückgang, muss man von einem schlechten 4. Quartal sprechen, da die Wasserverhältnisse im 2019 sehr gut waren. Über das ganze Jahr gesehen musste ein Mengenrückgang von 6% resp. 16’000 t hingenommen werden.
Bei den Nahrungs- und Futtermitteln konnte die Menge zum Vorjahr zwar um 17% resp. 13’500 t gesteigert werden, jedoch musste auch in diesem Bereich ein Rückstand auf das dritte Quartal von 21’000 t hingenommen werden. Im Jahresvergleich konnte auf Vorjahresniveau mit einem minimalen Plus von 1% resp. 5’000 t abgeschlossen werden. Vor dem Hintergrund der 2019 normalen Wasserverhältnisse im Vergleich zum Vorjahr kann das Resultat nicht zufriedenstellen.
Insgesamt besteht ein Rückgang von 1,5% resp. 10’000 t auf das Vorjahr und dies bei normalen Wasserverhältnissen. Wie bereits früher erläutert, hat das veränderte Einkaufsverhalten der Branche einen sehr starken Einfluss auf diesen Mengenrückgang. Grosse Mengen an kontinentaler Herkunft (Ukraine, Rumänien) kommen vermehrt über den Landweg in die Schweiz. Dies führt zu rückläufigen Umschlagstätigkeiten in den Rheinhäfen und hat zur Folge, dass sich dadurch die durchschnittliche Lagerdauer der Güter erhöht. Dies ist ein Problem für die Pflichtlagerbetreiber in den Schweizerischen Rheinhäfen, da eine kostendeckende Bewirtschaftung nicht mehr möglich ist.
Übrige Gütersparten
Auch wenn sich der Import von festen mineralischen Brennstoffen gegenüber dem Jahr 2018 etwas erholt hat, konnten die über den Hafen umgeschlagenen Mengen nur 18’452 t erreichen. Dies entspricht nur noch der Hälfte der Importe aus dem Jahr 2017. Die Bedeutung von Steinkohle als Energiequelle nimmt immer schneller ab und wird in der Schweiz von der Zementindustrie als Hauptverbraucher immer rascher durch andere Energiequellen ersetzt. Der in Deutschland beschlossene Kohleausstieg wird in naher Zukunft ebenfalls Auswirkungen auf die Rheinschifffahrt in Deutschland haben.
Seit vier Jahren kann der Bereich Steine, Erden, Baustoffe ein Wachstum der Ausfuhren von mindestens 25% pro Jahr aufzeigen. Im 2019 betrug der Zuwachs 27,2% gegenüber 2018, dies bei einem Total von 308’284 t. Die Steigerung hätte noch grösser ausfallen können, wurde aber aufgrund aktuell eingeschränkter Kapazitäten bei einem Empfänger in den Niederlanden gebremst. Als eine der wenigen Gütersparten ist der Bereich Steine, Erden, Baustoffe im Import relativ unabhängig von den Wasserständen und im Export von konjunkturellen Schwankungen. Bei guten Wasserständen im 2020 und einer Entspannung der Lagerbestände bei den Empfängern kann ein weiteres Wachstum erwartet werden. Zudem trägt der zunehmende Bedarf für nachhaltige Kreislaufwirtschaft dazu bei, die Ausfuhren in diesem Bereich zu erhöhen.
Obwohl die Zufuhr von Eisen, Stahl und NE-Metallen gegenüber dem Vorjahr um 22,4% zunahm, kann nicht von einer Erholung nach den tiefen Pegelständen im 2018 gesprochen werden. Mit 227’203 t sind die Importe 30% tiefer als im Jahr 2017. Änderungen bei den Lieferketten der stahlverarbeitenden Industrie und besonders im Automotive-Sektor, mit einem Wechsel zu direkten Just-In-Time LKW- und Bahn-Anlieferungen direkt ab Werk, haben dazu beigetragen, dass weniger Stahl in den Rheinhäfen umgeschlagen wird. Die Ausfuhren über die SRH sanken 2019 gegenüber dem Vorjahr um 46% auf 31’376 t.
Die höheren Importzölle der USA, der Handelskrieg zwischen den USA und China und der anhaltend starke Franken, haben dazu beigetragen, dass die Ausfuhren über den Hafen unter dem Niveau von 2017 geblieben sind.
Der verwandte Sektor Erze und Metallabfälle verbucht im Export mit einem Total von 121’464 t eine deutliche Steigerung um +69,5%, auch hier nimmt die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft zu. Der in absoluten Zahlen nicht so bedeutende Import stieg mit 25’143 t um 31,5% an.
Massive Zuwachsraten verbucht auch der Sektor Chemische Erzeugnisse. Bei den Zufuhren fallen die hohen Mengen zu Jahresbeginn auf. Dies dürfte sich um Nachholverkehre zum Auffüllen der Lager nach der Niederwasserperiode 2018 handeln. Insgesamt wurden im Berichtsjahr in dieser Sparte 258’530 t auf dem Wasserweg eingeführt (+71%). Die Abfuhren stiegen um 3,7% auf 122’127 t.
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