Der Güterumschlag 2020 in den Schweizerischen Rheinhäfen nahm gegenüber einem starken Vorjahr um 15,5% ab. Im Vergleich dazu konnten 2019 nach dem Niedrigwasser 2018 30% mehr Güter umgeschlagen werden. Das «Corona»-Jahr 2020 war damit also umschlagsstärker als das Niedrigwasserjahr 2018. Dies zeigt, auch in den Krisenzeiten der Pandemie sichert die Güterschifffahrt auf dem Rhein die Landesversorgung der Schweiz. Ursache für den Umschlagsrückgang war in erster Linie der geringere Import von Mineralölerzeugnissen, der um über 18% abnahm. Nicht an die Import-Vorjahreszahlen heran kamen auch die Gütergruppen Landwirtschaftliche Erzeugnisse, Nahrungs- und Futtermittel sowie Steine, Erden und Baustoffe. Wiederum deutlich über die 100’000-TEU-Marke kletterte dagegen der Containerverkehr.
5,1 Mio. t wurden 2020 in den Schweizerischen Rheinhäfen umgeschlagen, was gegenüber 2019 einem Rückgang um rund 1 Mio. t bedeutet. Gegenüber den 4,7 Mio. t aus 2018 resultierte ein Plus von 8,5%. Der Importverkehr als umschlagsstärkerer Sektor nahm bei total 4,3 Mio. t um 15,3% ab. Im Exportbereich lag der Umschlag bei 0,85 Mio. t, was eine Reduktion um 16,3% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Betrachtet man die einzelnen Häfen, so erstaunt nicht, dass die auf Mineralöl spezialisierten Areale des Auhafens (-27%) und von Birsfelden (-16%) am deutlich mehr Umschlagsrückgänge zu verbuchen hatten. In Kleinhüningen betrug die Reduktion gegenüber dem Vorjahr gut 7%.
Vergleicht man die einzelnen Monate, so konnten die Ergebnisse des Jahres 2020 nur im September und Oktober mit denjenigen des Vorjahres mithalten. Grosse Einbrüche gab es von Februar bis Juni, was einerseits der ausserordentlichen Pandemielage mit der reduzierten Mobilität geschuldet war. Andererseits hatten die Kunden Anfang Jahr die Tanks gefüllt, so dass die Nachfrage nach Mineralölprodukten im Sommer stark abnahm.
Mit rund 114‘000 umgeschlagenen Containereinheiten (TEU) verzeichnete der Import und Export von Containern 2020 einen Rückgang von 6% auf das Vorjahr und damit eine vergleichsweise geringe Abnahme.
Die Rückgänge in den Güterumschlägen sind dabei alle auf Marktveränderungen während diesem besonderen Jahr zurückzuführen. Die Rheinschifffahrt war zu jedem Zeitpunkt für die Transporte verfügbar und funktionierte als zuverlässiges Transportmittel für die Schweizer Verkehrsketten auch während der Pandemie. Dies zeigt, dass die Landesversorgung mit Gütern, trotz konjunktureller Schwankungen, über die Rheinschifffahrt auch in Krisenzeiten gewährleistet ist.
Containerverkehr
114’756 TEU wurden 2020 schiffsseitig über die Schweizerischen Rheinhäfen abgewickelt. Gegenüber 2019 entspricht dies einem Rückgang um 6%.
Vergleicht man die einzelnen Monate, so mussten im Februar, Mai, Juni, August und September Rückgänge um rund 10% verzeichnet werden. Der Corona-Effekt war im Containerverkehr länger zu spüren. Zwar nahm die Produktion von Importgütern für die Schweiz in Fernost im Frühjahr wieder Fahrt auf, doch mussten die Produkte erst in die dortigen Häfen und danach via Rotterdam oder Antwerpen in die Schweiz transportiert werden.
Insofern kann man mit dem Ergebnis im reinen Importverkehr – also demjenigen mit vollen Containern – von knapp 40‘000 TEU durchaus zufrieden sein, entspricht dies doch einer Einbusse um nur gerade 4,3%. Der reine Exportverkehr – also die abgehenden vollen Container – nahm bei einem Total von knapp 41’000 TEU um 5,3% ab.
Eine weiterhin grosse Rolle spielt der Verkehr mit leeren Behältern, der zum Ausgleich der Lager in den Seehäfen dient. Insgesamt 33’389 TEU wurden leer befördert, was gegenüber 2019 einer Abnahme um rund 9% entspricht. Die ankommenden Leercontainer überwiegen mit 22’204 TEU die abgehenden mit einem Total von 11’185 TEU.
Nimmt man den längerfristigen Vergleich, so gehört das Ergebnis des Jahres 2020 immer noch zu den besten, je erzielten Resultaten. Deutlich mehr Container wurden im Rekordjahr 2017 mit 137’529 TEU und im 2016 mit 131’705 TEU erzielt. Die Jahre 2014 (123’494 TEU) und 2015 (124’267 TEU) lagen in etwa auf dem Niveau von 2019. Allerdings waren in diesen Zahlen auch Container mitgezählt worden, die im Hafen vom Lkw auf die Bahn umgeladen und exportiert wurden. Dies waren 2014-2017 im Schnitt jährlich etwa 20’000 TEU. Ab 2018 fanden diese Verkehre im Hafen nicht mehr statt. Nimmt man also nur den wasserseitigen Umschlag, so darf das Ergebnis von 2020 durchaus als gutes Resultat in einem schwierigen Umfeld gewertet werden.
Flüssige Treib- und Brennstoffe
Im Jahr 2020 sind 2,25 Mio. t flüssige Treib- und Brennstoffe über die Schweizerischen Rheinhäfen importiert worden. Dies entspricht einem Rückgang um 18,3%. Die sehr tiefen Produktpreise im Bereich Heizöl führten in den ersten Monaten dazu, dass die Kunden bestrebt waren, alle Läger aufzufüllen. Nachdem diese einmal voll waren, ergab sich in der Folge eine Abflachung des Umschlags.
Im Bereich „Motorbenzin und ähnliche Leichtöle“ schlugen die Effekte der ausserordentlichen Lage durch die Pandemie voll durch. Kurzfristig brachte im 1. Quartal die amtliche die Empfehlung, auf den öffentlichen Verkehr möglichst zu verzichten, nebst den niedrigeren Produktpreisen erst mal eine kleinere Steigerung. Diese Entwicklung flachte aufgrund des verstärkten Wechsels zu Home-Office aber rasch ab und verstärkte sich durch die noch andauernde Pflicht zur Arbeit von zu Hause.
Aufgrund des nahezu vollständigen Groundings der weltweiten Luftfahrt während mehr als drei Monaten war die Nachfrage nach Jet Fuel stark zurückgegangen; dieses Segment spielt in den Häfen jedoch eine untergeordnete Rolle.
Ebenfalls deutlich, nämlich um knapp 62%, ist der Export von Mineralölprodukten ab den Schweizerischen Rheinhäfen zurückgegangen. Hier handelt es sich um Schweröl, dass in der Raffinerie anfällt, in der Schweiz nicht verwendet und per Schiff abtransportiert wird. Im 1. Quartal fiel dieser Bereich nahezu auf Null, nach 12 Monaten wurden total knapp 23’000 t in den Häfen abgeführt.
Landwirtschaftliche Erzeugnisse / Nahrungs- und Futtermittel
Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse verzeichnen einen Rückgang zum Vorjahr um 15% bzw. 8’100 t auf das Vorjahr. Massgeblich für diesen Rückgang ist der Monat Dezember mit einem Rückgang von 38% resp. 4’600 t. Im Bereich Nahrungs- und Futtermittel gab es im Import 7,1% weniger Umschlag, währenddessen im Export ein Plus von 18,7% resp. 13‘500 t verzeichnet werden konnte. Vergleicht man dabei das 4. Quartal 2020 (Import und Export) mit dem vorangegangenen 3. Quartal ist ein Rückgang von 10,6 % bzw. knapp 12‘000 t ersichtlich.
Grund für das schwache 4. Quartal ist das sehr hohe Preisniveau für die landwirtschaftlichen Produkte. Dieses hat zur Folge, dass nur Ware für den direkten Verbrauch in die Schweiz gelangt, da die Ware aktuell für eine Lagerung zu teuer ist. Diese eher kleinere Mengen, werden jedoch vorwiegend auf dem Landweg befördert und gehen so an den Rheinhäfen vorbei. Auch im Januar ist noch mit einem anhaltend hohen Preisniveau zu rechnen, so dass auch für den Start ins 2021 nicht mit einer Normalisierung gerechnet werden kann.
Übrige Gütersparten
Der Import von festen mineralischen Brennstoffen wird ein letztes Mal Eingang in diese Statistik finden, da die Bedeutung für den Gesamtumschlag der Häfen massiv abgenommen hat. Im Jahr 2020 haben die CO2-Abgaben auf fossile Brennstoffe ihr Ziel in Hinblick auf den Import von Kohle erfolgreich erfüllt. Im gesamten Jahr 2020 wurde nur ein einziges Binnenschiff mit Steinkohle in der Schweiz gelöscht. Im 2021 kann mit ähnlich niedrigen Mengen gerechnet werden.
Zum ersten Mal in fünf Jahren sind die Mengen im Bereich Steine, Erden, Baustoffe gegenüber dem Vorjahr nicht gestiegen. Über das gesamte Jahr gesehen sind die Importe um ca. 6.5% zurückgegangen. Die Exporte sind in diesem Bereich sogar um 15.7% geschrumpft. Dies obwohl im Oktober und November 2020 die Zufuhren und Abfuhren von Steinen, Erden und Baustoffen dank guten Pegelständen auf hohem Niveau und über dem monatlichen Durchschnitt waren. Aufgrund niedriger Pegelstände und der Unterbrechung von Bau- und Abbrucharbeiten über Weihnachten, sind die Mengen im Dezember stark zurückgegangen. Die Möglichkeiten im Export sind jedoch noch lange nicht ausgeschöpft, so dass mit günstigen Rahmenbedingungen eine Steigerung der Ausfuhren im 2021 möglich ist.
Nachdem die Importmengen von Eisen, Stahl und NE-Metallen aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten zurückgegangen sind, konnte das 4. Quartal mit insgesamt 54’532 t die Talfahrt wieder auffangen. Aufgrund der Unsicherheiten sind jedoch die Gesamtmengen im Jahr 2020 ca. 16% geringer ausgefallen als im Jahr 2019. Besonders bemerkenswert sind aber die Exporte von über 5’000 t im Monat Dezember. Nach sehr geringen Exporten im gesamten Jahr, hat die Schweizer Exportwirtschaft zum Jahresende nochmals bewiesen, dass Schweizer Qualität gefragt ist. Eine Prognose für 2021 ist aufgrund der vielen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten schwierig.
Der verwandte Sektor Erze und Metallabfälle verbucht im Export mit einem Total von 132’000 t eine Steigerung um 9%. Der in absoluten Zahlen nicht so bedeutende Import stieg bei 37’000 t um knapp 48% an. Nach massiven Zuwachsraten verbuchte der Sektor Chemische Erzeugnisse im 2020 wieder Rückgänge. Bei den Zufuhren waren es gut 150’000 t (-42%). Die grössenmässig wichtigeren Abfuhren sanken um gut 7% auf knapp 225’000 t.
Hier finden Sie alle Monats- und Jahresstatistiken