Der Containerumschlag in den Schweizerischen Rheinhäfen (SRH) zeigte im Jahr 2022 ein gegenüber dem Vorjahr vergleichbares Resultat. Das Total des Hafenumschlags liegt aber um fast 15% unter dem Vorjahresergebnis, wofür in erster Linie der stark zurückgegangene Import von Mineralölprodukten (-29%) verantwortlich war. Vor allem führten die Auswirkungen des Ukraine-Krieges mit seinen globalen Marktverwerfungen im Energiebereich zu diesem Ergebnis. Die Einflüsse wurden durch die ausgeprägte Niedrigwasserperiode im Sommer verstärkt. Erfreulicherweise konnte der Containerbereich die hohe Nachfrage im ersten Halbjahr verarbeiten und schloss so auf einem stabilen Niveau ab.
4,60 Mio. t wurden 2022 in den Schweizerischen Rheinhäfen umgeschlagen. 2021 waren es 5,41 Mio. Vergleicht man die einzelnen Monatsergebnisse, zeigen sich klar die äusseren Einflüsse und ihre Wirkung. Der Januar 2022 lag beim Gesamtumschlag noch um 7% über dem entsprechenden Vorjahresmonat, der Februar war nahezu gleichauf. Dies ist mit Nachholverkehren nach einer Niedrigwasserperiode Ende 2021 zu begründen. Der Ukraine-Krieg mit Verknappung und Verteuerung von Energie und Agrarprodukten wirkte sich bereits im März mit einem Minus von 26% gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat aus, und nahm an Ausprägung im Jahresverlauf deutlich zu.
Im Sommer kam dann noch das Niedrigwasser als ungünstiger Umstand dazu, was etwa im August mehr als eine Halbierung des Monatsumschlags (-58% gegenüber August 2021) bewirkte. Das letzte Quartal mit wieder guten Wasserständen führte erneut zu Nachholverkehren und starken Monatsergebnissen im Oktober (+29%) und im November (+32%). Dies reichte aber nicht mehr aus, um die Negativentwicklung in den vorhergehenden Quartalen ins Positive zu kehren.
Schaut man die einzelnen Häfen an, so war der stark von der Entwicklung der Mineralölverkehre abhängige Hafen Muttenz-Au mit 1,31 Mio. t (-23,9%) am stärksten betroffen, aber auch der Hafen Birsfelden mit 1,56 Mio. t (-17,0%) konnte sich den Negativentwicklungen nicht entziehen. Ohne Einflüsse der Energiewirtschaft bewegte sich der Hafen Kleinhüningen mit einem Gesamtumschlag von 1,45 Mio. t (-2,4%) fast auf Vorjahresniveau. Der Import- oder Bergverkehr in allen drei Häfen – mit knapp 3,73 Mio. t der klar wichtigere der beiden Sektoren – ging gegenüber dem Vorjahr um fast 17% zurück, der Export- oder Talverkehr mit 878’000 t um knapp 5,0%.
Im Containerverkehr wurden in den Rheinhafenterminals wasserseitig 125’470 TEU umgeschlagen, was nur unwesentlich unter dem Total des Vorjahres liegt. Die niedrigen Umschlagsergebnisse im Sommer (Niedrigwasser) konnten durch das starke erste Halbjahr und Nachholverkehre im Spätherbst nahezu kompensiert werden. Allerdings sind seit September die Umschlagskapazitäten durch die Einstellung des Terminalbetriebs am Südquai reduziert. Der Containerkran der Contargo AG hatte das Ende des Lebenszyklus erreicht, wurde abgebaut und soll durch einen neuen Kran am Nordquai ersetzt werden. Für diese Rochade muss jedoch zuerst eine neue Halle am Südquai gebaut werden, welche die alte «Satramhalle» am Nordquai ersetzt. Bis zur Inbetriebnahme des neuen Containerkrans am Nordquai werden die Containerumschläge teilweise am Container-Terminal des Hafen Weil am Rheins durchgeführt, welches seit August 2021 ebenfalls von Contargo operativ betrieben wird.
Containerverkehr
Total wurden im Berichtsjahr 125’470 TEU umgeschlagen, was einem gegenüber dem Vorjahr (126’042 TEU) nahezu unveränderten Wert (-0,45%) entspricht. Besonders stark entwickelten sich die Monate Februar (+62%) und März (+22,6%). Im August
(-34,4%) und September (-17,9%) musste auch dieser Bereich den ungünstigen Wasserständen Tribut zollen.
Das gesamthafte Minus fokussiert sich auf den Verkehr mit Leercontainern; dieser dient zum Ausgleich der Depots zwischen See- und Binnenhäfen. Total wurden 2022 37’430 leere Behälter bewegt, 6,1% weniger als im Vorjahr. Zurück ging die Menge im einkommenden Verkehr mit 21’035 TEU oder -18%. Die Menge der ausgehenden Leercontainer erhöhte sich um 15,1% auf 16’395 TEU.
An vollen Containern wurden 2022 insgesamt 88’039 TEU bewegt, was gegenüber den 86’196 TEU einem Zuwachs um 2,1% gleichkommt. Der «reine» Importverkehr (volle Container) stieg mit einem Total von 45’977 TEU um 6% gegenüber 2021 an. Beim «reinen» Exportverkehr (abgehende volle Behälter) musste eine Verminderung um knapp 2% auf ein Total von 42’063 TEU registriert werden.
Als Sonderfaktor ist der von Mai bis Dezember 2021 getätigte Umschlag der Kesslergrube (Sanierungsprojekt der Roche AG in Grenzach-Wyhlen) zu beachten, der das Total des Vergleichsjahres 2021 ausserordentlich erhöht hatte. Insgesamt wurden knapp 4’000 TEU (Import und Export) umgeschlagen, was etwa 3,1% des Containerumschlags entspricht. Ohne diese Sonderverkehre läge der Containerumschlag 2022 sogar über demjenigen des Vergleichsjahres.
Die Containerschifffahrt im Jahr 2022 war zudem stark vom Mangel an ausreichenden Schiffskapazitäten geprägt. Dieser wurde durch den hohen Bedarf an Schiffsraum für den Kohletransport für deutschen Kraftwerke und den Transport von Getreide aus der Ukraine auf der Donau ausgelöst. Ebenso stark eingeschränkt war die Verfügbarkeit von notwendigem Schiffspersonal, was bei allen Reedereien zu erheblichen Problemen in den Fahrplänen geführt hat. Geblieben ist zudem die grosse Planungsunsicherheit durch die bestehenden Abfertigungsprobleme der Binnenschifffahrt in den Seehäfen Rotterdam und Antwerpen.
Als Fazit ist es bemerkenswert, dass die Binnenschifffahrt trotz ungünstiger Umstände das Ergebnis des Vorjahres auch im 2022 erreichen konnte – und dieses war im langjährigen Vergleich eines der besten Resultate beim Containerumschlag per Schiff in den Rheinhäfen.
Flüssige Treib- und Brennstoffe
Im Jahr 2022 sind 1,66 Mio. t flüssige Treib- und Brennstoffe über die Schweizerischen Rheinhäfen importiert worden. Gegenüber dem Umschlag von 2,33 Mio. t im Vorjahr stellt dies eine deutliche Abnahme um 29% dar. In den ersten drei Quartalen des Berichtsjahres musste eine stark negative Entwicklung von insgesamt -46% festgestellt werden. Das vierte Quartal konnte zwar eine Verbesserung aber keine wirkliche Trendumkehr bewirken.
Die Ursache lag im massiven Preisanstieg für Mineralölprodukte im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Der Import beschränkte sich daher auf ein Minimum und die Lager wurden stark abgebaut. Im 3. Quartal kam dann noch das Niedrigwasser dazu. Schiffe, die sonst mit Ladungen von 3’000 t in Muttenz und Birsfelden anlegten, konnten noch mit 500 – 900 t beladen werden.
Profitiert von dieser Entwicklung hat die einzig noch im Inland verbliebene Raffinerie, die stark ausgelastet war. Die Abfuhr des Schweröls als Reststoff geschieht per Schiff; hier stieg der Umschlag um gut 54% auf gegen 54’000 t.
Im 4. Quartal begann der Import durch die sinkenden Preise am Energiemarkt für raffinierte Mineralölprodukte wieder zu wachsen, wobei es noch zu verstärktem Auffüllen der Lagerbestände kam.
Die Hauptprodukte dieses Bereichs zeigen die Entwicklung exemplarisch. Die Gruppe Gas-, Dieselöl und leichtes Heizöl sank von 1,83 Mio. t auf 1,26 Mio. t und damit um nicht weniger als 31%. Im Bereich Motorbenzin und andere Leichtöle sank der Umschlag von 490’000 auf 415’000 t um 15%.
Auch 2022 lag der Anteil der Rheinschifffahrt am Importverkehr bei 52% unverändert gegenüber dem Vorjahr. Die Rheinschifffahrt und die Rheinhäfen werden die Landesversorgung im Energiebereich auch weiterhin gewährleisten.
Landwirtschaftliche Erzeugnisse / Nahrungs- und Futtermittel
Tiefe Zollansätze und sinkende Rohwarenpreise waren für eine Mengensteigerung bei den Gruppen Landwirtschaftliche Erzeugnisse sowie Nahrungs- und Futtermittel im 4. Quartal verantwortlich, sodass man mengenmässig von einem normalen Quartal sprechen kann. Gegenüber dem Vorjahr konnte das 4. Quartal gesamthaft um 15% resp. 24’500 t besser abschliessen, wobei das Vorjahr als eher schwaches Importjahr in den Büchern steht. Insgesamt konnte das Jahr 2022 mit rund 2,5% resp. 17’400 t leicht über dem Vorjahr abgeschlossen werden.
Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse verzeichneten im Vergleich zum Vorjahr im 4. Quartal einem Plus von fast 63% was einer Menge von 32’000 t entspricht. In diesem Bereich waren die sinkenden Rohwarenpreise in Verbindung mit den tiefen Zollansätzen besonders spürbar.
Im Segment Nahrungs- und Futtermittel wurden im vierten Quartal insgesamt 101‘414 t umgeschlagen, gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem leichten Rückgang von 6,8 %. Im Dezember gab es eine Steigerung zum Vorjahr, da dann noch von Verspätungen betroffene Mengen in Basel eingetroffen sind.
Die Erholung der Rohstoffpreise hält aktuell weiter an, so dass auch im Januar 2023 mit vermehrten Importen in die Schweiz gerechnet werden kann.
Übrige Güter
Saisonbedingt reduzieren sich jeweils im Winter die Aktivitäten der Baubranche und somit die Importe und Exporte der Produktgruppe Steine, Erden und Baustoffe. Aber aufgrund der sehr geringen Importe von nur 24‘765 t im Dezember 2022, sogar weniger als die Niedrigwasser bedingten schwachen Importmengen im August 2022, wurden im 4. Quartal 2022 fast 25% oder 35‘275 t weniger Baustoffe importiert als noch im 4. Quartal des Vorjahres. Im Gegensatz zu den Einfuhren waren die Ausfuhren von Baustoffen im 4. Quartal 2022, dank sehr favorabler Pegelstände, mit 79’498 t um mehr als 18’000 t grösser als im Quartalsschnitt.
Es zeigt sich erneut wie wichtig stabile Frachtpreise und Pegelstände für diese Produktgruppe sind. Hohe Preisschwankungen führen sofort zu Rückgängen in den umgeschlagenen Mengen und können nicht so schnell wieder ausgeglichen werden. Global betrachtet hatten die hohen Energie- und Frachtkosten sowie das Niedrigwasser im Sommer 2022 als Folge, dass im gesamten Jahr 2022 die Einfuhrmengen insgesamt 15% oder 104’421 t sowie die Exporte um 19% oder 58’154 t geringer als im Jahr 2021 ausfielen.
Auch im 2022 hat sich die weltweite Nachfrage nach qualitativ hochfertigen Produkten «Made in Switzerland» aus Eisen, Stahl und NE-Metallen, wenn auch teilweise auf niedrigerem Niveau, bestätigt. Im 4. Quartal 2022 beliefen sich die Importe der Güter wie Stahlhalbzeug, Stahlbleche oder Aluminium auf 54’520 t. Ein klarer Rückgang im Vergleich zu den anderen Quartalen mit durchschnittlichen Einfuhren von 64’666 t. Im Jahresvergleich waren die Einfuhren jedoch mit einem Plus von 4,8% oder 11’846 t leicht höher als im Vorjahr. Auf das ganze Jahr gesehen wurden gesamthaft fast 269’000 t umgeschlagen. Dies entspricht einem Rückgang von 12,3% (37’651 t). Hauptsächlich werden weiterhin die Güter der Produktgruppe Eisen und Stahl und NE-Metalle per Container exportiert. Diese Produktgruppe kann also als Indikator für den Erfolg der Stahl und Aluminium verarbeitenden Industrie herangezogen werden.
Weniger Exporte aber mehr Importe kennzeichnet den Bereich Chemische Erzeugnisse. Der Importverkehr in dieser Sparte stieg bei knapp 154’000 t um 14% über den Vorjahreswert (135‘020 t). Der Exportverkehr fiel dagegen um 26% auf knapp 40‘000 t. Da die Schweizer Chemie hauptsächlich Grundstoffe einführt und diese zu Fertigprodukten verarbeitet, darf aus der Entwicklung geschlossen werden, dass die Unternehmen dieser Branche ihre Lager mit Grundstoffen auffüllen mussten.