Güterumschlag Schweizerische Rheinhäfen 2018:
Niedrigwasser prägt Güterumschlag 2018 – Container bleiben auf Rekordniveau
Zur Jahreshälfte 2018 hatte noch alles auf einen neuen Umschlagsrekord hingedeutet. Dann aber kam das Niedrigwasser, welches fast bis Jahresende anhielt. So blieb der gewichtsmässige Güterumschlag in den Schweizerischen Rheinhäfen 2018 mit knapp 4,7 Mio. t um beinahe 19% unter dem Vorjahreswert. Alle Oberrheinhäfen hatten ähnliche Rückgänge zu verzeichnen. Trotz der gewichtsmässigen Abnahme, blieb der wasserseitige Containerverkehr mit über 119’000 TEU bzw. -0,1% auf dem Rekordniveau des Vorjahres. Deutschland beschleunigt die Planungen zur Fahrrinnenoptimierung am Mittelrhein.
2018 wird als das Jahr mit rekordlanger und -schwerer Niedrigwasserperiode eingehen. Besonders im November und Dezember nahm die Situation dramatische Züge an: Der Schiffsverkehr musste massiv reduziert und teilweise gar eingestellt werden. Die extreme Wassersituation auf dem Rhein begann bereits im Juni und hielt bis kurz vor Weihnachten an. Das Nadelöhr auf dem Rheinkorridor war dabei der Rheinpegel bei Kaub im Mittelrhein. Wie kritisch die Situation war, zeigt die untenstehende Grafik.
Im Jahr 2018 mussten in etwa gleich viele Niederwassertage mit einem Pegel in Kaub von unter 80 cm (rote Balken) registriert werden wie in den Jahren 2010 bis 2017 zusammen! Die orangen Balken zeigen Pegelstände unter 1.50 m, die grünen solche über dieser Marke an.
Die Bundesrepublik Deutschland hat die Planungen zur Fahrrinnenkorrektur – analog zur bald abgeschlossenen Korrektur der Fahrrinne durch das Basler Stadtgebiet – am Mittelrhein beschleunigt, eine deutsche Delegation informierte sich im Januar 2019 vor Ort über die laufenden Baggerungen in Basel.
4,70 Mio. Tonnen (t) wurden 2018 in den Schweizerischen Rheinhäfen gewichtsmässig umgeschlagen; gegenüber den 5,79 Mio. t im Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um 18,9%. Der vor allem auf Mineralölverkehre spezialisierte Hafen Birsfelden (1,47 Mio. t) musste mit -24,4% den stärksten Rückgang hinnehmen, gefolgt von Kleinhüningen mit -17,3 und Muttenz-Au mit -14,9%.
Der Export ab den Schweizerischen Rheinhäfen ging mit 930’000 t gegenüber dem Vorjahr um 12,4% zurück. Die mengenmässig klar wichtigere Güterzufuhr verringerte sich mit 3,77 Mio. t um 20,3%.
Die detaillierten Resultate nach Verkehrs- und Produktegruppen unterteilt und die entsprechenden Grafiken sind auf folgenden Seiten aufgeführt.
Containerverkehr
119‘133 TEU wurden 2018 wasserseitig über die Schweizerischen Rheinhäfen abgewickelt, dies entspricht mit -0,1% dem Niveau des Rekordumschlags vom Vorjahr. Keine Rolle spielte der bahnseitige Containerumschlag im Hafen (2017: 18’298 TEU), da die betreffenden Linien eingestellt wurden.
Dass trotz der extremen Niedrigwasserperiode im zweiten Halbjahr ein fast gleich gutes Gesamtergebnis erzielt wurde, ist dem ausgesprochen starken ersten Semester zuzuschreiben. Im ersten Quartal 2018 wurden noch Steigerungsraten gegenüber den entsprechenden Vorjahresmonaten über der 50%-Marke registriert. Das Halbjahresergebnis hatte mit fast 70’000 TEU noch auf ein neues Allzeithoch hoffen lassen. Die Umschlagsergebnisse vor allem im letzten Quartal verdeutlichen aber exemplarisch die extremen Wasserstände: Im Oktober betrug die Einbusse gegenüber dem Vorjahresmonat 42%, im November knapp 63% und im Dezember 46%. Hier gilt es jedoch auch zu erwähnen, dass das letzte Quartal 2017 vom Rastatt-Effekt geprägt war und Rekordzahlen auswies.
Eine detailliertere Analyse – etwa nach leeren und vollen Containern – erübrigt sich, da der Faktor Niedrigwasser im zweiten Semester alle anderen Einflüsse überlagerte.
Optimistisch stimmt, dass die Verkehre unmittelbar nach den starken Niederschlägen in den letzten Tagen des Berichtsjahres klar anzogen und die Wasserstände auch in den ersten Wochen des neuen Jahres eine nachhaltig gute Entwicklung verzeichneten.
Flüssige Treib- und Brennstoffe
Total wurden im Berichtsjahr 1,74 Mio. t flüssige Treib- und Brennstoffe über die Schweizerischen Rheinhäfen importiert. Gegenüber den 2,46 Mio. t im 2016 entspricht dies einer Verminderung um 29,3%. Hier verstärkte das Niedrigwasser im zweiten Semester eine bereits bestehende Tendenz: Bereits nach sechs Monaten hatte ein Rückgang um über 10% gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode registriert werden müssen.
Um nahezu 60% gingen die Ausfuhren im selben Bereich zurück. Hier handelt es sich um Schweröl, das bei der Fraktionierung in der Schweizer Raffinerie übrigbleibt und im Inland keine Verwendung findet. Gut 65’000 t betrug das Total hier 2018.
Zwar wird allgemein davon ausgegangen, dass der Bereich flüssige Treib- und Brennstoffe längerfristig an Bedeutung verlieren wird. Dies wegen der Substitution von Ölheizungen durch alternative Heizformen oder durch den wachsenden Anteil von Fahrzeugen mit Elektroantrieb. Vorläufig bleibt der Bereich aber mit Abstand die wichtigste Gütersparte im Importverkehr der Schweizerischen Rheinhäfen: Der Anteil am Total ist mit 46% (2017: 52%) im Berichtsjahr aber deutlich gesunken.
Mittel- und langfristig dürfte der Anteil des Bereichs Mineralölprodukte am Gesamtumschlag in den Schweizerischen Rheinhäfen hoch bleiben, selbst wenn aufgrund bereits erwähnter Faktoren (verbrauchsärmere Motoren, Ersatz von Ölheizungen, Förderung erneuerbarer Energien etc.) der Verbrauch insbesondere von Heizöl und Benzin weiter abnimmt. Eine Erhöhung der inländischen Raffinerie-Kapazität ist nicht abzusehen. Nur der Rhein und die Häfen mit ihren Umschlags- und Lagerkapazitäten sind auch künftig in der Lage, die Landesversorgung in diesem Bereich zu sichern.
Die kurzfristige Prognose ist auch hier stark von der Entwicklung der Wasserstände abhängig. Dazu kommt die Anzahl der sogenannten Heiztage: Je kälter der Winter, desto schneller sinken die Füllstände der Öltanks und steigen die Einfuhren.
Landwirtschaftliche Erzeugnisse / Nahrungs- und Futtermittel
Im Jahresvergleich sanken die in den Schweiz. Rheinhäfen umgeschlagenen Mengen in den Bereichen Landwirtschaftliche Erzeugnisse sowie Nahrungs- und Futtermittel insgesamt um 61‘000 t was einem Rückgang von 7,82% entspricht. Dass dieser Rückgang nicht grösser ausfiel, ist einem guten ersten Semester geschuldet.
Auch in diesem Bereich erübrigen sich aufgrund der extremen Wassersituation im zweiten Halbjahr eingehendere Analysen oder ein detaillierter Vorjahresvergleich. Sowohl für die Landwirtschaftlichen Erzeugnisse wie für die Nahrungs- und Futtermittel gilt dasselbe. Es wurden nur noch die Mengen importiert, welche dringend benötigt wurden oder keinen Lagerplatz in den Seehäfen mehr gefunden hatten.
Übrige Gütersparten
Der Bereich Steine, Erden, Baustoffe konnte als eine der wenigen Kategorien im Import und Export die Mengen steigern. Im Import war dieser Anstieg mit 3% oder 23‘000 t auf eine Gesamtmenge von 728‘000 t moderat. Dies ist hauptsächlich der kurzen Transportstrecke zwischen Frankreich und der Schweiz geschuldet, bei der die Wasserabhängigkeit nicht voll zum Tragen kommt. Im Export verlief das dritte Quartal zwar massiv gedämpft. Dennoch zeigt das Jahresergebnis eine Steigerung um 35% oder 63‘000 t. Hier zeigt sich das grosse Potential in den Recyclingbereichen, welches bei stabilen Wasserverhältnissen bearbeitet werden kann.
Bei Eisen, Stahl und NE-Metallen schliesst das Jahr im Import mit rund 40% Verlust zum Vorjahr ab. Diese Commodity-Produkte sind sehr sensitiv in Bezug auf die Transportkosten. So konnte aufgrund der Wasser-Situation im letzten Quartal nur noch rund 40% der Quartale 1-3 umgeschlagen werden, im Vergleich zum Vorjahr gar nur 25%. Aufgrund der Kosten wurde vielfach auf andere Verkehrsträger ausgewichen. Der Export erfuhr, wenn auch auf tiefem Niveau, eine Steigerung von 38% bei einer Jahresmenge von 58’000 t im Vergleich zum Vorjahr mit 42’000 t.
Der verwandte Sektor Erze und Metallabfälle verbucht im Import mit +51,5% zwar eine deutliche Steigerung, ist aber in absoluten Zahlen bei einem Volumen von 20’000 t nicht so bedeutend. Der bedeutendere Export verbuchte bei einem Total von knapp 72’000 t ein Minus von 15%.
Beeinflusst vom Niedrigwasser entwickelte sich auch der Sektor Chemische Erzeugnisse. Die Zufuhren nahmen um 18,3% auf gut 150’000 t ab, die Abfuhren um 24,2% auf 121’000 t.
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