Das Umschlagsergebnis der Schweizerischen Rheinhäfen (SRH) im Jahr 2021 liegt um 5,5% Prozent über dem Vorjahr. Das Resultat liegt damit zwischen demjenigen der Jahre 2019 (vor Corona) und 2020. Steigerungen sind in fast allen wichtigen Gütersegmenten festzustellen. Die Niedrigwasserperiode im 4. Quartal bremste jedoch das Wachstum etwas. Ebenfalls sehr erfreulich: Im Containerbereich liegt das Ergebnis um mehr als 10% über der Vorjahresperiode.
In den Schweizerischen Rheinhäfen wurden 2021 5,41 Mio. t umgeschlagen. Zuvor waren es im Jahr 2020 5,1 Mio. t und 2019 vor der Pandemie 6,0 Mio. t. Der Auhafen Muttenz (1,7 Mio. t, +13,6%) profitierte von der positiven Entwicklung in der Gütersparte Mineralöl, aber auch Birsfelden (1,9 Mio. t, +3,3%) konnte über alle Gütergruppen zulegen. Im Hafen Kleinhüningen wurden rund 1,5 Mio. t umgeschlagen, was einer Steigerung von 2,3% entspricht. Der mit circa 4,5 Mio. t klar wichtigere Import- oder Bergverkehr – stieg in allen drei Häfen gegenüber der Vergleichszeit des Vorjahres um 4,8%, der Export- oder Talverkehr stieg um gut 76’000 t oder 9,0%.
Im Containerverkehr wurden in den Rheinhafenterminals wasserseitig 126’042 TEU umgeschlagen. Besonders stark entwickelten sich die Monate Juni, August und November mit Zuwächsen zwischen 30% und 40% gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres.
Das Ergebnis beim wasserseitigen Güterumschlag 2021 liegt zwischen den Ergebnissen der Jahre 2019 (6,1 Mio. t) und 2020 (5,1 Mio. t). Wesentlicher Treiber der Rückgänge ist die reduzierte Mobilität durch Lockdown und Homeoffice Pflicht, welche zu einem geringeren Absatz an Mineralölprodukten führte. Aber auch andere Sektoren waren von einer reduzierten Wirtschaftsleistung betroffen, so dass sich insgesamt von 2019 auf 2020 ein Rückgang um 15,5% ergab.
Betrachtet man das Berichtsjahr detailliert, so fallen die niedrigen Güterumschläge in den ersten Monaten auf, welche sogar unter denen des 1. Quartals 2020 lagen. Ab April legte der Umschlag im 2021 aber deutlich zu und lag im August und September sogar über den Monatsergebnissen von 2019. Ungünstige Wasserstände beeinflussten die Umschläge im Oktober und November leider negativ, bevor der Umschlag im Dezember nochmals zunahm und so ein insgesamt positives Jahresergebnis sicherte.
Containerverkehr
Gesamthaft wurden im Berichtsjahr 126’042 TEU umgeschlagen, was einem Zuwachs um 10,5% gegenüber dem Total des Vorjahres (114’075 TEU) entspricht. Um nahezu 41% stieg der Umschlag im August, aber auch September mit einem Plus von knapp 22% und November mit +33% können sich sehen lassen. Deutlich unter den Erwartungen blieben der Juli 2021 (Hochwasser) mit einer Einbusse um 13% und der Oktober (Niedrigwasser) mit -10% gegenüber den Vergleichsmonaten des Vorjahres.
Der «reine» Importverkehr (volle Container) stieg mit einem Total von 43’395 TEU um 9% gegenüber 2020 an. Beim «reinen» Exportverkehr (abgehende volle Behälter) konnte eine Steigerung um 5% auf ein Total von 42’801 TEU registriert werden. Beim Verkehr mit Leercontainern – dieser dient zum Ausgleich der Depots – zeigt sich im einkommenden Verkehr ein Zuwachs um 15% auf 25’604 TEU. Im abgehenden Verkehr wurden 14’242 leere Behälter bewegt, was einer Steigerung um 27% gleichkommt.
Das insgesamt gute Ergebnis ist – trotz Hochwasser im Sommer – den ausreichenden Wasserständen in den ersten drei Quartalen und auch auf eine wirtschaftliche Erholung nach dem Abflachen der Pandemie zurückzuführen. Die niedrigen Wasserstände im Herbst und eine längere Sperrung des Rheins nach zwei Schiffshavarien bei Karlsruhe beeinflussten zwar kurzfristig den Umschlag, hatten jedoch keinen nachhaltigen Einfluss auf das positive Gesamtergebnis 2021.
Als Sonderfaktor ist der von Mai – Dezember 2021 wieder durchgeführte Umschlag Kesslergrube zu beachten, welcher im Gesamtergebnis enthalten ist. Insgesamt waren dies 3’929 TEU (Import und Export), was 3,1% der Containerumschläge entspricht.
Im langjährigen Vergleich handelt es sich um das beste Ergebnis beim Containerumschlag per Schiff in den Rheinhäfen. Lediglich 2016 (131’705 TEU) und 2017 (137’529 TEU) waren durch die damals bestehenden internationalen Bahn-Shuttle Verkehre die Containerumschläge gesamthaft höher ausgefallen. Diese werden seit dem Bahn-Unterbruch 2017 in Rastatt nicht mehr im Hafen umgeschlagen.
Flüssige Treib- und Brennstoffe
Im Jahr 2021 sind 2,33 Mio. t flüssige Treib- und Brennstoffe über die Schweizerischen Rheinhäfen importiert worden. Gegenüber den 2,25 Mio. t des Vorjahres entspricht dies einer Zunahme um 3,6%. In dieser Sparte hätte man eigentlich einen markanteren Anstieg erwartet. Das Vergleichsjahr 2020 war deutlich stärker von der Corona-Pandemie geprägt: fast ganz eingestellter Flugverkehr im ersten und teilweise auch im zweiten Quartal und massiv geringerer Strassenverkehr aufgrund der Home-Office Pflicht. Dies führte damals im Vergleich zu 2019 zu einem Rückgang des Umschlags um mehr als 18%.
Die Pandemiefolgen waren im 2021 zwar deutlich geringer, aber eben immer noch spürbar. Der starke Preisanstieg an den internationalen Märkten und höhere Steuern beim Heizöl haben offensichtlich zu einer Zurückhaltung im Handel und bei der Bildung von Reserven geführt. Dazu kam das Niedrigwasser im 4. Quartal; welches das Jahresergebnis stark beeinflusste, nachdem der Umschlag in den ersten drei Quartalen noch um fast 11% über der Vergleichszeit des Vorjahres lag.
Der Import von Energie über den Rhein wird auch in Zukunft ein wichtiges Segment bleiben. Die Veränderungen in der Energiewirtschaft auf zum Beispiel Wasserstoff basierte Energieträger sind zwar noch in den Anfängen, zeichnen jedoch bereits heute die Zukunft eines internationalen Energiemarktes mit klimaneutralen Kraftstoffen vor. Die Nachfrage sinkt momentan um ca. 5% pro Jahr, eine Entwicklung, die sich durch die weitere Förderung der Elektromobilität und der Installation von Fernwärme, Wärmepumpen, Erdsonden oder Pelletheizungen beschleunigen könnte. Auf Seiten der inländischen Produktion wird es langfristig bei der einen schweizerischen Raffinerie im neuenburgischen Cressier bleiben. Der Import von Mineralölprodukten über den Rhein wird daher auch während der Energiewende ein wichtiges Segment der Schweizerischen Rheinhäfen bleiben.
Diese Entwicklungen skizzieren den Pfad der Veränderungen im Bereich der Mineralölprodukte und zeigen gleichzeitig, dass das Segment der Energieimporte auch in Zukunft ein wichtiges Standbein bleiben wird. Im Jahr 2021 lag der Anteil dieses Sektors am Importverkehr mit 52,0% nur geringfügig unter dem Vorjahr (52,6%). Die Rheinschifffahrt und die Rheinhäfen werden die Landesversorgung im Energiebereich auch weiterhin gewährleisten.
Landwirtschaftliche Erzeugnisse / Nahrungs- und Futtermittel
Das 4. Quartal konnte in diesem Gütersegment um rund 10% resp. 14’500 t über dem Vorjahr abgeschlossen werden. Jedoch lag die umgeschlagene Menge fast 20% resp. 40’000 t hinter dem 3. Quartal zurück. Dies zeigt unter Berücksichtigung der schlechten Ernteerträge, dass mögliche Potential für das 4. Quartal auf. Grosse Verzögerungen bei der Abfertigung der Seeschiffe und eine hohe Nachfrage nach Schiffsraum, mit sehr hohen Frachtraten auf dem Rhein, führten zu einer Zwischenlagerung von Ware in den Seehäfen. Teilweise wurde die Ware über Wochen von den Seeschiffen nicht entladen. Für die inländische Produktion konnte auf importierte Mengen aus dem 3. Quartal zugegriffen werden. Entsprechend leerten sich die Lager in den Schweizerischen Rheinhäfen wieder. Insgesamt konnte das Jahr 2021 in diesem Gütersegment rund 47’000 t über Vorjahr abgeschlossen werden, was einer Mengensteigerung um 7% entspricht.
Aktuell sind nach wie vor die Ankünfte grosser Mengen verspätet, auch werden die Frachten auch im 1. Quartal 2022 weiter hoch bleiben. Die Entwicklung bleibt also spannend.
Im Detail sieht die Situation für das 4. Quartal 2021 in den beiden Gütergruppen wie folgt aus:
Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse verzeichneten im Vergleich zum Vorjahr im 4. Quartal eine Zunahme von 6’500 t, dies entspricht einem Plus von 14,5%. Diese Steigerung resultiert vor allem aus dem Monat Dezember, in welchem im Vorjahr ausserordentlich wenig umgeschlagen wurde.
Das Segment Nahrungs- und Futtermittel bewegte sich ebenfalls leicht über dem Vorjahr und konnte um 8% resp. 8’000 t besser abschneiden.
Übrige Güter
Während im Jahr 2020 die Importe von festen mineralischen Brennstoffen, wie Kohle für die Schweizer Zementwerke auf einem historisch tiefen Niveau von nur 2’315 t waren, wurden im 2021 wieder 18’601 t importiert. Die Gründe für diese stark gestiegenen Einfuhren sind vielfältig. Unter anderem haben coronabedingte Produktionsrückgänge in der Chemieindustrie zu einer Verknappung von Ersatzbrennstoffe wie Lösungsmittel geführt. Um dies auszugleichen, mussten die Zementwerke wieder auf Steinkohle zurückgreifen. Ein weiterer Grund ist die zum 1. Januar 2022 beschlossene Erhöhung der CO2-Abgaben von CHF 96.00 auf CHF 120.00 pro t CO2. Für 2022 wird aus diesem Grund nicht mit grösseren Importmengen gerechnet.
Die Importe in der Sparte Steine, Erden und Baustoffe sind im 2021 etwas schwächer ausgefallen und liegen mit 697’152 t um knapp 5% unter dem Vorjahresniveau. Die Exporte sind jedoch auf mehr als 300’000 t geklettert, was einer Steigerung von knapp 17% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Hierfür verantwortlich sind unter anderem die im 2021 intensivierten Bemühungen zum Aufbau einer Kreislaufwirtschaft unter Einbezug von ausländischen Absatzmärkten.
Auch im 2021 hat sich die weltweite Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Produkten «Made in Switzerland» aus Eisen, Stahl und NE-Metallen bestätigt. Mit insgesamt 59’755 t wurde im Berichtsjahr eine dreimal grössere Menge als im gesamten 2020 exportiert. Auch die Importe sind um fast 30% gegenüber dem Vorjahr von 190’845 t auf 246’818 t gestiegen. Insgesamt konnte somit eine Erholung der Mengen in dieser Gütergruppe festgestellt werden und lässt auch einen positiven Ausblick für das Jahr 2022 zu.
Sowohl weniger Exporte als auch eine Verringerung der Importe kennzeichnet den Bereich Chemische Erzeugnisse. Der Importverkehr in dieser Sparte sank bei gut 135’000 t um 10% unter den Wert der Vorjahresperiode. Nach einer Halbierung des Volumens im Halbjahresvergleich resultierte im 3. Quartal eine Belebung des Verkehrs, die aber für eine Trendumkehr nicht ausreichte. Viel positiver war das Resultat des Exportverkehrs: Mit einem Total von gut 260’000 t ergab sich hier trotz verhaltenem 4. Quartal eine Steigerung um knapp 16%. Da die Schweizer Chemie hauptsächlich Grundstoffe einführt und diese zu Fertigprodukten verarbeitet, darf aus der Entwicklung geschlossen werden, dass der Geschäftsgang dieser Unternehmen mehrheitlich gut läuft, die Lager mit Grundstoffen aber noch gut gefüllt waren.
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