Das Umschlagsergebnis der Schweizerischen Rheinhäfen (SRH) im Jahr 2023 zeigt ein um gut 8% Prozent über dem Vorjahr liegendes Resultat. Dafür verantwortlich war der Aufbau der Lagerbestände von Mineralölprodukten (+46,5%) nach dem diese im 2022 stark abgebaut wurden. Im Containerbereich konnte das – sehr hohe – Total des Vorjahres nicht erreicht werden. Ein letztes Quartal mit schwierigen Wasserständen sowie die ganzjährig ungünstigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen verhinderten ein besseres Ergebnis.
Mit 4,97 Mio. t Gesamtumschlag konnte in den Schweizerischen Rheinhäfen 2023 die 5-Mio.-Grenze nicht wieder erreicht werden. Im Jahr 2022 wurden 4,60 Mio. umgeschlagen. Das Plus liegt zwar bei 8,1%, jedoch unter den Erwartungen. Nach den ersten neun Monaten hatte das Umschlags-Plus bei 20% gelegen, im letzten Quartal verhinderten erst eine hartnäckige Niederwasserperiode, dann Hochwasser ein besseres Ergebnis. Vor allem der Containerbereich, aber auch der Umschlag von Baumaterialien, Fahrzeugen oder Maschinen litten unter den ungünstigen weltwirtschaftlichen Entwicklungen mit Kriegen, Inflation und Teuerung. Gleichzeitig waren die Lagerbestände bei vielen Produkten nach der Corona-Pandemie noch auf einem hohen Stand. Diese Entwicklungen werden in der Gesamtstatistik durch die stark gestiegenen Importe von Mineralölerzeugnissen überkompensiert, da hier die Lagerbestände nach der schwierigen Situation auf den Energiemärkten im 2022, wieder aufgefüllt wurden.
Entsprechend unterschiedlich ist die Entwicklung in den einzelnen Häfen: Der stark von den Verkehren mit Mineralölprodukten abhängige Auhafen Muttenz verzeichnete mit einem Total von 1,65 Mio. t ein Plus von 25,7%. Dasselbe kann über den Hafen Birsfelden gesagt werden, der mit einem Gesamtumschlag von 1,78 Mio. t um 13,9% zulegte. Der Hafen Kleinhüningen mit den Schwerpunkten Containerverkehr und Agrarprodukte verlor 13,2% auf 1,26 Mio. t. Der Import- oder Bergverkehr in allen drei Häfen – mit 4,16 Mio. t der klar wichtigere der beiden Sektoren – stieg gegenüber dem Vorjahr um fast 12% an. Der Export- oder Talverkehr bekam die durch die weltwirtschaftlichen Bedingungen verursachte Exportschwäche zu spüren und schloss mit 811‘000 t um gut 7,3% unter dem Vorjahr.
Vorbemerkung
Die Schweizerischen Rheinhäfen haben für die Statistik 2023 gewisse Änderungen vorgenommen und aus der Vergangenheit stammende Fehlangaben bereinigt. Deshalb sind die nachfolgenden Vergleichszahlen aus 2022 nicht in allen Fällen mit denjenigen identisch, die seinerzeit bei den Bulletins 2022 veröffentlicht wurden.
Containerverkehr
Total wurden im Berichtsjahr 108’718 TEU umgeschlagen, was gegenüber dem Vorjahr (125’470 TEU) einem Minus von 13,4% entspricht. Der Vergleich wird von diversen Sondereffekten beeinflusst. So waren im 2022 vor allem von Februar bis Juni starke «Nachholverkehre» nach Corona und den verschiedenen Lockdown-Phasen in China für ein starkes Wachstum verantwortlich. Dieser Faktor fiel im Berichtsjahr weg. Gleichzeitig waren die Lagerbestände in vielen Bereichen nach der Corona-Pandemie hoch. Negativ zu Buche schlugen im 2023 hingegen die aufgrund politischer Spannungen und inflationärer Entwicklungen in Europa abnehmenden Transportmengen. Zusätzlich fehlten durch den Rückbau des Contargo Südquai-Terminals Umschlagskapazitäten in den Rheinhäfen, welche durch die bestehenden Anlagen nicht vollständig aufgefangen werden konnten.
Schaut man die einzelnen Monate an, so zeigt sich der Einfluss der Wasserstände Diese hatten im 3. Quartal 2022 auf tiefen Niveaus gelegen, im Berichtsjahr waren sie vor allem im 4. Quartal ungünstig. So ist die für August 2023 ausgewiesene Steigerung um fast 30% nicht etwa einem aussergewöhnlichen Umschlags-Hoch zuzuschreiben, sondern dem sehr schlechten Niedrigwassermonat im Vorjahr.
Der Rückgang im Containerumschlag ist in etwa gleichmässig auf den Verkehr mit vollen und leeren Containern zurückzuführen; letzterer dient dem Ausgleich der Depots zwischen See- und Binnenhäfen. Total wurden im Berichtsjahr 32’381 leere Behälter bewegt, 13,5% weniger als im Vorjahr. Die Menge der Leercontainer im einkommenden Verkehr ging bei 18’315 TEU um -12,9% zurück, diejenige der ausgehenden Leercontainer um 14,2% auf 14’066 TEU.
An vollen Containern wurden 2023 insgesamt 76’337 TEU bewegt. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahreswert von 88’040 TEU einem Rückgang von 13,3%. Der Importverkehr (volle Container) sank mit einem Total von 38’713 TEU um 15,9% gegenüber 2022. Beim Exportverkehr (abgehende volle Behälter) wurde ein Rückgang von 10,5% auf ein Total von 37’624 TEU verzeichnet werden.
Als Fazit ist für den Containerverkehr festzuhalten, dass 2023 das Ergebnis des Vorjahres bei etwa gleichem (aber zeitlich verschobenem) Wasserverhältnissen, nicht erreicht werden konnte. Dieses Ergebnis spiegelt die Gesamtsituation im Sektor wider: So sanken die Containerumschläge in den für die Rheinhäfen wichtigsten Seehäfen Rotterdam um 7% sowie Antwerpen um 7,5% im Jahr 2023. Gleichzeitig waren die Umschlagszahlen im 2022 und 2021 im langjährigen Vergleich in den Rheinhäfen auf hohem Niveau. Hinzu kommt die verminderte Umschlagskapazität im Jahr 2023 durch den beschriebenen Rückbau des Südquai-Terminals.
Flüssige Treib- und Brennstoffe
Im Jahr 2023 sind 2,43 Mio. t flüssige Treib- und Brennstoffe über die Schweizerischen Rheinhäfen importiert worden. Gegenüber den 1,66 Mio. t des Vorjahres entspricht dies einer Zunahme um 46,5%. Das Halbjahresergebnis 2023 mit einer Steigerung nahe 100% über der Vergleichsperiode des Vorjahres, zeigt deutlich, dass in diesem Bereich Nachholverkehre aus dem Vorjahr eine starke Rolle spielten.
Das Jahr 2022 war geprägt durch einen massiven Preisanstieg für Mineralölprodukte im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Der Import hatte sich daher auf ein Minimum beschränkt und die Lager wurden stark abgebaut. Im 3. Quartal 2022 kam dann noch eine starke Niedrigwasser-Periode dazu. Anfang 2023 wiesen die Lagerbestände im Inland daher einen Tiefstand auf. Mit den sich wieder beruhigenden Energiemärkten, sinkenden Preisen und fallenden Kosten für den Schiffsraum, wurden die Lagerbestände im ersten Halbjahr wieder aufgefüllt.
Mit steigendem Füllgrad der Lager, bei gleichzeitig ungünstigen Wasserständen, gingen die transportierten Mengen im letzten Quartal 2023 wieder deutlich zurück.
Nur bedingt profitiert von dieser Entwicklung hat die einzig noch im Inland verbliebene Raffinerie, die im 2023 knapp 43’000 t an Schweröl abgab. Die Abfuhr dieses Schweröls als Reststoff geschieht per Schiff; hier sank der Umschlag um 21%.
In der Gesamtstatistik 2023 lag der Anteil des Sektors Mineralölprodukte am Importverkehr bei 58%, gegenüber 52% im Vorjahr.
Landwirtschaftliche Erzeugnisse / Nahrungs- und Futtermittel
Die rückläufige Entwicklung im 3. Quartal in diesem Gütersegment setzte sich auch im 4. Quartal fort. Erneut verzeichnen die Schweizer Rheinhäfen einen grossen Mengenrückgang von 76’000 t was einem Rückgang von 41% auf das Vorjahr entspricht. Die Gründe hierfür sind:
- Die Warenströme: Nach wie vor kommen grosse Mengen mit europäischem Ursprung in die Schweiz. Diese Mengen werden per Bahn und LKW in die importiert und gehen somit weitestgehend an den Rheinhäfen vorbei.
- Die Rohstoffpreise: Die europäische Ware ist aktuell günstiger als Ware aus Übersee
- Die Zollabgaben: Vor allem beim Futterweizen wird auf das Zollkontingent 2024 gewartet welches im Januar eröffnet wird und 50’000 Tonnen umfasst.
Die Konsequenzen im Detail:
Bei den landwirtschaftlichen Erzeugnissen ist im Vergleich zum Vorjahr im 4. Quartal ein Rückgang von über 72% zu verzeichnen, was rund 60’000 t entspricht. Hier machen sich die Direktimporte per LKW und Bahn sehr stark bemerkbar.
Die Nahrungs- und Futtermittel sind mit 12% resp. 12’000 t gegenüber dem Vorjahr deutlich geringer zurückgegangen. Jedoch verlagern sich auch in diesem Bereich die Importe auf die Strasse. Die kurzfristige Verfügbarkeit der Ware führt dazu, dass diese direkt in die Produktion fliesst und eine Lagerhaltung weitestgehend vermieden wird.
Übrige Güter
Obwohl die CO2-Abgaben bereits 120 Franken pro Tonne betragen, wurden mit 21’868 t wieder feste mineralische Brennstoffe in die Schweiz importiert, nachdem diese in der Statistik 2022 nicht mehr nennenswerte Volumen aufwies. Es bleibt offen, wann die Zementindustrie den Einsatz von Kohle als Energieträger noch weiter reduzieren wird.
Die Baubranche zeigte im Jahr 2023 aufgrund der Leitzinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank eine erhöhte Vorsicht und Zurückhaltung, was sich deutlich in den Einfuhr- und Ausfuhrvolumina der Produktkategorie Steine, Erden und Baustoffe widerspiegelte. Mit 517’000 t im Importverkehr liegt das Volumen rund 13 % unter dem Vorjahr (593’000 t). Zusätzlich nehmen die Aktivitäten der Baubranche saisonbedingt üblicherweise im Winter ab. Daher ist es nicht überraschend, dass die Einfuhren im Dezember auf nur 26’939 t sanken, und im gesamten vierten Quartal nur bei 123’649 t lagen, im Vergleich zu 141’813 t im Vorjahr. Die Ausfuhrvolumina entwickelten sich im Berichtsjahr hingegen in eine andere Richtung. Dank stabiler Pegelstände in den ersten drei Quartalen und ebensolcher Energiepreise stiegen die Exporte im Vergleich zum Vorjahr um 10,4% auf 267’642 t an.
Im Verlauf des Jahres 2023 wurden im Gütersegment Eisen, Stahl und NE-Metalle die Einfuhrmengen des Vorjahres nicht erreicht. Mit 212’252 t lagen die Einfuhren um nahezu 18% unter dem Niveau des Vorjahres. Ein Hochwasser zu Beginn des Dezembers sowie die traditionellen Betriebsferien während der Weihnachtszeit trugen dazu bei, dass die Einfuhren im Dezember lediglich 12’020 t betrugen. Im letzten Quartal 2023 beliefen sich die Einfuhren somit auf 45’787 t, was einem Rückgang von 8’733 t oder 16% im Vergleich zum Vorjahr (54’520 t) entspricht. Die Importe bestehen grösstenteils aus Aluminium, wobei anzumerken ist, dass der Export von Fertigprodukten aus Aluminium nur in begrenztem Umfang über die Schweizer Rheinhäfen erfolgt. In der Gesamtstatistik beliefen sich die Ausfuhren insgesamt auf 10’812 t, was einem Anstieg um 554 t im Vergleich zum Jahr 2022 entspricht. Diese Ausfuhrmengen bestehen hauptsächlich aus hochpräzise gefertigten Stahlprodukten für den internationalen Markt.
Besonders machen sich die weltwirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen in der Gütergruppe Fahrzeuge und Maschinen bemerkbar, welche sowohl im Import 22% auf 231’000 t, als auch im Export gegenüber dem Vorjahr ein Viertel des Umschlags auf 208’000 t abnahm.
Deutlich weniger Importe bei halbwegs stabilen Exporten kennzeichnen den Bereich Chemische Erzeugnisse. Der Importverkehr in dieser Sparte liegt bei knapp 145’000 t um 6% unter den Vorjahreswert. Der Exportverkehr nahm um 3% auf knapp 39‘000 t ab. Da die Schweizer Chemie hauptsächlich Grundstoffe einführt und diese zu Fertigprodukten verarbeitet, darf aus der Entwicklung geschlossen werden, dass die Lager der Unternehmen mit Grundstoffen gut gefüllt waren.