Nachdem die Quartalszahlen des Umschlags in den Schweizerischen Rheinhäfen seit geraumer Zeit nur knapp oder gar nicht an die Vorjahreswerte herankamen, übertrifft das Halbjahresergebnis 2021 mit gut 2,8 Mio. t die Vergleichsperiode um beinahe 100’000 t oder 3,3%. Hauptverantwortlich für den Zuwachs ist der Import von Mineralölprodukten – als weiterhin wichtigstes Gütersegment – mit einem Plus von knapp 3%. Auch der Bereich Nahrungs- und Futtermittel trug zum guten Ergebnis bei. Ein sehr starker Juni brachte das Ergebnis im Containerbereich ebenfalls nach vorn.
2’812’150 t wurden im ersten Semester 2021 in den Häfen Kleinhüningen, Birsfelden und Muttenz-Auhafen umgeschlagen. 2’722’098 waren es in der Vergleichszeit 2020. Dies entspricht einem Plus von 3,3% gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres. Der Anstieg des Gesamtumschlags ist alles andere als selbstverständlich, mussten doch einige widrige Rahmenbedingungen verkraftet werden. So ist die Corona-Pandemie noch keineswegs bewältigt, was sich etwa in der zeitweisen Schliessung eines für den Export nach Europa wichtigen Hafens in China manifestierte. Im Februar behinderte Hochwasser ein erstes Mal die Schifffahrt auf dem Rhein. Dazu kam der blockierte Suez-Kanal, der als Folge für Staus und Erschwernisse in den Nordhäfen (Rotterdam, Antwerpen) sorgte.
Das Halbjahresergebnis ist als ausgesprochen gut zu bezeichnen. Es zeigt die Unverzichtbarkeit der Binnenschifffahrt für die Landesversorgung, wird doch ein grosser Teil der Güter, welche wegen schlechter Wasserstände oder geografischer Blockaden zeitweise nicht transportiert werden können, nicht auf andere Verkehrsträger verlagert, sondern zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Schiff abgeführt. Exemplarisch zeigt dies die Monatsstatistik mit einem schwachen Februar (Hochwasser) oder März (Blockade Suez-Kanal), aber Top-Ergebnissen von April bis vor allem Juni (sehr gute Wasserstände).
Mit 61’451 TEU erreichte der wasserseitige Containerumschlag gegenüber dem Ergebnis des Vergleichszeitraums 2020 (56’112 TEU) eine Steigerung um nahezu 10%. Der Wert liegt sogar noch leicht über derjenigen des ersten Halbjahres 2019 – also der Vor-Corona-Zeit – von 60’179 TEU.
Gesamtgüterumschlag
Der Hafen Muttenz-Au liegt mit einem Zuwachs um fast 13% vorne, was dadurch erklärbar ist, dass hier der Schwerpunkt auf Mineralölverkehren sowie Nahrungs- und Futtermittel liegt. Der Hafen Kleinhüningen profitierte von den stärkeren Containerverkehren mit einem Zuwachs um 2,3%. Der Umschlag im Hafen Birsfelden lag dagegen knapp unter Vorjahres-Niveau (-1,3%).
Der Import- oder Bergverkehr – mit gut 2,3 Mio. t der wichtigere der beiden Sektoren – nahm gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahres um 2,7% zu. Deutlich besser entwickelte sich der Export- oder Talverkehr mit fast 460’000 t und einem Plus gegenüber der Vorjahresperiode von 6,6%.
Containerverkehr
61’451 TEU wurden im Berichtszeitraum in den Schweizerischen Rheinhäfen wasserseitig umgeschlagen. Gegenüber dem Ergebnis des Vergleichszeitraums 2020 (56’112 TEU) entspricht dies einer Steigerung um nahezu 10%. Der Wert liegt sogar noch leicht über derjenigen des ersten Halbjahres 2019 – also der Vor-Corona-Zeit – von 60’179 TEU. Nachdem gegenüber dem 1. Quartal noch ein Rückgang hatte festgestellt werden müssen, kann seit April eine Trendumkehr registriert werden. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Vergleichszeit 2020 durch die bereits erwähnten Corona-Umstände belastet war.
Weiter darf nicht übersehen werden, dass die Anzahl der gefahrenen Leercontainer in der Berichtszeit mit einem Plus von fast 22% einen nicht unbeträchtlichen Einfluss hatte. Das Total liegt hier bei knapp 18’200 TEU, ankommend rund 11’600 TEU (+21%) und abgehend 6’592 TEU (+23%). Diese Verkehre dienen weitgehend dazu, die Depots in den Binnenhäfen zu regulieren. Aber auch der Transport voller Behälter nahm beträchtlich zu und erreichte ein Total von über 43’000 TEU. Für den Zuwachs verantwortlich ist der reine Exportverkehr, also die Menge der in den Schweizerischen Rheinhäfen verschifften vollen Container mit knapp 21’600 TEU (+10% resp. 19’688 im 2020). Der reine Importverkehr blieb mit 21’660 TEU auf Vorjahresniveau.
Prognosen für den Gesamtumschlag 2021 sind angesichts der noch nicht ausgestandenen Pandemie schwer zu tätigen. Eine grosse Rolle spielen auch die Wasserstände. Der Juli mit starkem Hochwasser dürfte auf alle Fälle die Bilanz des dritten Quartals belasten.
Flüssige Treib- und Brennstoffe
Im ersten Halbjahr 2021 sind knapp 1,29 Mio. t flüssige Treib- und Brennstoffe über die Schweizerischen Rheinhäfen importiert worden. Gegenüber den 1,25 Mio. t in der Vergleichszeit des Vorjahres entspricht dies einer Zunahme um knapp 3%. Nach einem Quartal hatte in diesem Bereich noch ein Minus von 6% resultiert.
Die Entwicklung kann praktisch vollständig mit Corona-Effekten erklärt werden. In der Vergleichszeit des Vorjahres war die weltweite Luftfahrt während mehr als drei Monaten nahezu vollständig «gegroundet», was die Nachfrage nach Jet Fuel natürlich stark zurückgehen liess; dieses Segment ist in den Häfen allerdings nicht so beherrschend.
Wichtiger für die Häfen ist der Umschlag von Treibstoff für den Strassenverkehr. Und hier ist auch der Zuwachs zu sehen. Im Bereich „Motorbenzin und ähnliche Leichtöle“ wurden mit 58’500 t fast 140% mehr Güter importiert als im ersten Halbjahr 2020 (24’500). Und im Bereich „Gas-, Diesel und leichtes Heizöl“ wurden in der Berichtszeit 213’000 t eingeführt, was gegenüber den 192’000 t der Vergleichszeit einen Zuwachs um gut 11% darstellt. Dieser ist bei etwa konstantem Heizölumschlag mehrheitlich auf den gestiegenen Diesel-Konsum zurückzuführen. Die Erklärung für den aktuellen Zuwachs ist logisch: Im 2020 herrschte weitgehend Pflicht oder zumindest dringende Empfehlung zu Home Office. Mittlerweile hat der Strassenverkehr wieder deutlich zugenommen – und damit auch die Nachfrage nach Benzin und Diesel.
Ebenfalls deutlich, nämlich um mehr als 70%, zugenommen hat der Export von Mineralölprodukten ab den Schweizerischen Rheinhäfen. Hier handelt es sich um Schweröl, dass in der Raffinerie anfällt, in der Schweiz nicht verwendet und per Schiff abtransportiert wird. In den ersten sechs Monaten 2021 wurden gut 16’000 t in den Häfen abgeführt.
Bei der Prognose für die weitere Entwicklung im Berichtsjahr ist zum einen der Hochwassermonat Juli als «Bremse» einzubeziehen. Andererseits hat der Bundesrat bereits angekündigt, die CO2-Steuer auf Jahresbeginn 2022 massiv zu erhöhen. Als dies beim letzten Mal geschah, stieg die Nachfrage nach Heizöl in den letzten Wochen des «alten» Jahres exponentiell, da viele Kunden ihre Läger noch zum tieferen Tarif füllen wollten.
Landwirtschaftliche Erzeugnisse / Nahrungs- und Futtermittel
War das 1. Quartal 2021 noch leicht über Vorjahr, so hat sich dieser Trend im 2. Quartal nicht weiter fortgesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr musste ein Rückgang von 3% (5’500 t) verzeichnet werden. Der Semestervergleich zum Vorjahr schliesst mit einem leichten Plus von 2% resp. 6’700 t. Diese Entwicklung gibt jedoch noch keinen Grund für grosse Erwartungen, sondern ist darin begründet, dass die Mengen im Vorjahr auf einem sehr tiefen Niveau waren. Im Detail sieht die Situation wie folgt aus:
Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse verzeichneten im Vergleich zum Vorjahr im 2. Quartal einen Einbruch von 13% was einem Rückgang von ca. 9’000 t entspricht. Geschuldet ist dieser Rückgang dem Monat Mai, in welchem praktisch keine Ware über die Schweizerischen Rheinhäfen umgeschlagen wurde.
Im Gegensatz zu den landwirtschaftlichen Erzeugnissen konnte das Nahrungs- und Futtermittel Segment mit einem leichten Plus von 2,7 % resp. 3’300 t im Vergleich zum Vorjahr schliessen.
Die Einfuhrzölle im Getreidebereich wurden zwar reduziert, jedoch sind die Marktpreise für Getreide und Futtermittel noch immer auf einem hohen Niveau. Eine Entwicklung, welche einer Rückkehr der Importmengen auf das Niveau der vergangenen Jahre im Wege steht. Nach wie vor werden lediglich die gerade benötigten Mengen importiert, wobei diese Importe auf dem Landweg per Lkw und Bahn in die Schweiz gelangen. Auf diese Weise gehen den Schweizerischen Rheinhäfen weiterhin grosse Umschlagsmengen verloren. Eine Änderung dieser Entwicklung zu Gunsten der Hafenfirmen ist aktuell nicht absehbar.
Eine Prognose für die zweite Jahreshälfte ist schwierig. Welchen Einfluss die Wetterereignisse des zurückliegenden Julis auf die aktuelle Marktsituation haben, wird sich erst in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.
Übrige Güter
Der aktuell viel diskutierte Erholungsboom der Schweizer Wirtschaft ist besonders im Bereich Eisen, Stahl und NE-Metalle zu sehen. Im 2. Quartal stiegen die Einfuhren der Güter dieser Warengruppe jeden Monat kontinuierlich an, um im Juni schliesslich rekordverdächtige 30’897 t zu erreichen. Zuletzt wurden im Jahr 2017 innerhalb eines Monats mehr als 30’000 t an Eisen, Stahl und NE-Metallen über die Rheinhäfen in die Schweiz importiert. Die vielen Importe von Rohstoffen müssen zwangsläufig zu höheren Exporten führen und im April wurde ein Rekord von 14’139 t registriert. So hoch waren die Ausfuhren dieser Warengruppe noch nie. Und obwohl die Exportmengen in den Monaten Mai und Juni mit nur je ca. 9’000 t nicht so beeindruckend waren, muss man jedoch anmerken, dass im ganzen Vorjahr innerhalb von 12 Monaten insgesamt nur 18’991 t exportiert wurden.
Die hohen Mengen im Import werden zwangsläufig weiterhin zu hohen Exporten führen und die wirtschaftlichen Einbussen aus dem Jahr 2020 wieder ausgleichen.
Weiterhin zeigt sich die Krisenresistenz der Warengruppe Steine, Erden und Baustoffe. Die Einfuhren sind weiterhin stabil und stetig steigend und konnten im Juni den höchsten Wert seit Juli 2019 mit 77’931 Tonnen erreichen. Der Export zeigt sich ebenso stark und hat im Juni den bisher höchsten Stand von 33’134 Tonnen erreicht.
Nicht nur die Bauindustrie, sondern auch immer mehr die Politik, verfolgen das Ziel, mehr Baumaterialien zu hochwertigen Recycling-Baustoffen aufzubereiten und somit den Baustoff-Kreislauf zu erweitern. Die Schweizerischen Rheinhäfen sind hierfür ein wichtiger Baustein denn nur mit Binnenschiffen können diese Wertstoffe in sehr grossen Mengen günstig, sicher und umweltschonend exportiert werden.
Mit 93‘904 t (-25%) im Bereich Chemische Erzeugnisse befinden sich die Umschlagsmengen deutlich unter dem Vorjahresniveau. Die Lager der Rohstoffe und Halbfertigprodukte sind anscheinend noch gut gefüllt, so dass die Import-Verkehre bei einem Halbjahres-Total von knapp 66’000 t ein Minus von 27% verbuchten. Der Export verzeichnete mit 28’280 t einen Rückgang von 18%.
Hier finden Sie alle Monats- und Jahresstatistiken