Schweizerische Rheinhäfen Januar – September 2019:
Starkes Ergebnis dank guten Wasserständen
Um 21% liegt das Umschlagsergebnis der Schweizerischen Rheinhäfen nach neun Monaten 2019 über der Vergleichsperiode des Vorjahres. Relativierend zu erwähnen gilt es die Niederwasser-Periode im Vergleichszeitraum 2018, die schon im August und vor allem im September den Umschlag negativ beeinflusst hatte. Im 2019 gaben die Wasserstände dagegen kaum zu Klagen Anlass. Speziell stark entwickelten sich die Mineralölprodukte und der Bereich „Steine, Erden, Baustoffe“. Der Containerbereich dagegen blieb unter den Erwartungen, was zum einen eine Langzeitfolge des letztjährigen Niedrigwassers und zum anderen auf die unsichere Wirtschaftslage zurückzuführen ist.
4,73 Mio. t wurden in den ersten drei Quartalen 2019 in den Häfen Kleinhüningen, Birsfelden und Muttenz-Au umgeschlagen. Die stark von der Entwicklung der Mineralölverkehre abhängigen Muttenz-Auhafen (+32%) und Birsfelden (+39%) legten stark zu, in Kleinhüningen (-5%) musste aufgrund der negativen Entwicklung im Container- und Agrarbereich ein Minus hingenommen werden.
Der Import- oder Bergverkehr in allen drei Häfen – mit knapp 4 Mio. t der wichtigere der beiden Sektoren – nahm gegenüber der Vergleichszeit des Vorjahres um 27,6% zu, während der Export- oder Talverkehr bei knapp 800’000 t um fast 5% zurückging.
Im Containerverkehr wurden in den Schweizerischen Rheinhäfen im Berichtszeitraum wasserseitig (inkl. Abfuhr aus der Baustelle Kesslergrube) 93’101 TEU umgeschlagen. Gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres resultierte ein Minus um 9,5%.
Containerverkehr
Im Containerverkehr wurden in den Rheinhafenterminals im Berichtszeitraum wasserseitig (inkl. Abfuhr aus der Baustelle Kesslergrube) 93’101 TEU umgeschlagen. Gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres resultierte ein Minus um 9,5%. Der Rückstand, welcher beim Halbjahresvergleich notiert werden musste (-14%) konnte damit zwar deutlich vermindert werden, was eine Folge der deutlich besseren Wasserstände im August und September des Berichtsjahres ist.
Dass trotzdem (noch) kein positives Resultat vorliegt, muss damit begründet werden, dass doch einige namhafte Verlader während der Niedrigwasser-Periode 2018 zu anderen Verkehrsträgern wechselten. Da damals teilweise längerfristige Verträge geschlossen wurden, dauert es seine Zeit, bis diese Frachten auf den Rhein zurückkehren.
Eine weitere Ursache ist in den weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu suchen, insbesondere in den Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China. Entsprechend ist der Exportverkehr, also der abgehende Verkehr mit vollen Containern, betroffen. 31’804 TEU bedeuten eine Verminderung gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres um beinahe 20%. Auch eine Zunahme der abgehenden Leercontainer um fast 10% auf 11’760 TEU konnte diesen Bereich nicht mehr ins Positive kippen. Der Verkehr mit leeren Behältern dient dem Depotausgleich mit den Hochseehäfen.
Der Importverkehr (volle Container) blieb mit einem Total von 33’128 TEU um knapp 6% unter dem Ergebnis der Vergleichsperiode. Auch im einkommenden Verkehr resultierte ein Plus an Leercontainern mit total 16’409 TEU (+7%).
Da die Wasserstände unverändert gut sind – vor allem im Vergleich zur zweiten Jahreshälfte 2018 – dürfte trotz den erwähnten Negativfaktoren am Ende des Jahres ein Ergebnis im Containerbereich resultieren, das mindestens auf dem Stand des Vorjahres ist.
Flüssige Treib- und Brennstoffe
In den ersten neun Monaten 2019 sind knapp 2,2 Mio. t flüssige Treib- und Brennstoffe über die Schweizerischen Rheinhäfen importiert worden. Gegenüber den 1,4 Mio. t in der Vergleichszeit des Vorjahres entspricht dies einer Zunahme um nicht weniger als 50%.
Stark waren vor allem die ersten sechs Monate 2019, dies nicht zuletzt, weil die einzige verbleibende Schweizer Raffinerie einen geplanten Stillstand in den Monaten Mai und Juni durchführte. Die Rheinschifffahrt konnte problemlos in die entstandene Lücke springen. Etwas abgeflacht hat sich die Entwicklung im September; vor allem die Nachfrage nach Heizöl war in diesem Monat schwach. Die Treibstoffe Benzin und Diesel waren auf einem normalen Umschlags-Niveau.
Die Sparte Mineralölprodukte wird noch längere Zeit die wichtigste der Schweizerischen Rheinhäfen bleiben, dies mit einem Importanteil von fast 46%. Zwar kommen immer verbrauchsärmere Fahrzeuge auf den Markt, doch steht eine Ablösung der Diesel- und Benzinfahrzeuge durch Elektrofahrzeuge angesichts der geringen Zahl in letzterer Kategorie in eher längerfristiger Zukunft an. Auch die Ablösung des Flugbenzins durch synthetische Stoffe ist noch Zukunftsmusik. Und auf Seiten der Infrastruktur wird es auch langfristig bei nur noch einer schweizerischen Raffinerie, derjenigen im neuenburgischen Cressier, bleiben, nachdem die Anlage im Walliser Collombey den Betrieb 2015 eingestellt hatte. Eine Neueröffnung ist nicht in Sicht. Die Rheinschifffahrt und die Rheinhäfen werden die Landesversorgung im Energiebereich auch weiterhin gewährleisten.
Landwirtschaftliche Erzeugnisse / Nahrungs- und Futtermittel
Das 3. Quartal konnte insgesamt 15% über Vorjahr abgeschlossen werden, jedoch konnte der Mengeneinbruch aus dem 2. Quartal nicht kompensiert werden. Im Detail stellt sich die Situation wie folgt dar:
Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse konnten im 3. Quartal um 19’600 t, resp. 41% gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Diese Betrachtung scheint auf den ersten Blick sehr positiv, wenn man jedoch die extreme Niederwassersituation des Vorjahres in die Betrachtungen mit einbezieht, relativiert sich diese Steigerung wieder. Gegenüber dem zweiten Quartal fiel das dritte Quartal um 16’000 t besser aus, womit der grosse Einbruch im 2. Quartal etwas kompensiert werden konnte.
Bei den Nahrungs- und Futtermitteln konnte der starke Einbruch aus dem zweiten Quartal nicht resp. nur sehr geringfügig kompensiert werden. Gegenüber dem Vorjahr konnte das 3. Quartal um 4% (4’500 t) und gegenüber dem 2. Quartal um 7,8 % (8’400 t) besser abgeschlossen werden. Insgesamt besteht noch immer ein leichter Rückgang von 5,2% resp. 30’000 t auf das Vorjahr.
Übrige Güter
Produkte aus dem Bereich Steine, Erden, Baustoffe sind im Import stabil geblieben und konnten einen Anstieg von 7,6% gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. Im dritten Quartal konnte das Potential dieses Bereichs im Export aber nicht ausgeschöpft werden. In den Monaten August und September wurde nur ungefähr halb so viel exportiert wie in den vorherigen Monaten. Dies ist unter anderem die Folge des Verlusts eines Brückenkranes im Hafen Birsfelden Ende Juli nach einem ausserordentlichen Gewittersturm. Nach drei Quartalen 2019 sind die Ausfuhren aber bislang 19,7% höher als im Vorjahr, und die Aussichten aufsteigende Exportmengen sind positiv.
Während der Import von Eisen, Stahl und NE-Metallen auf dem Niveau von 2018 geblieben ist, sind die Exporte um 56,6% zurückgegangen. Nach sehr schwachen Sommermonaten Juni bis August, konnten im September wieder steigende Exporte verzeichnet werden. Die Gründe hierfür sind nur schwer zu greifen. Einerseits beschränken die Strafzölle der USA den Import von Schweizer Stahlprodukten, andererseits ist die verarbeitende Industrie immer stärker der günstigeren internationalen Konkurrenz ausgesetzt.
Ein zunehmend wichtiger Umschlagsbereich ist derjenige der Chemischen Erzeugnisse. Der Importverkehr in dieser Sparte stieg bei knapp 225’000 t deutlich (+65%) über den Wert der Vorjahresperiode. Mit den erwähnten negativen Tendenzen in der Weltwirtschaft dürfte das Resultat des Exportverkehrs zu tun haben: Das Total von knapp 93’000 t entspricht zwar einem Minus um knapp 8%, verbleibt jedoch auf hohem Niveau.
In Hinblick auf die gesetzlichen Änderungen im Zusammenhang mit der CO2-Abgabe und CO2-Emissionen ist mit immer weniger Importen im Bereich Feste mineralische Brennstoffe, zu rechnen. Die politischen Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel führen immer schneller zu einer Abkehr von fossilen Brennstoffen wie Kohle, und die ursprünglich für den Umschlag und Lagerung von Kohle und anderen festen Brennstoffen geplanten Hafenanlagen müssen in naher Zukunft einen anderen Verwendungszweck finden.
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